Im zweiten Vortrag des ersten Tages sprach Prof. Dr. Thomas Wolf über „Aktuelle physiotherapeutische Methoden und ihre physiologischen Wirkprinzipien“.
Er gab zu Anfang einen kurzen Überblick über 40 verschiedene Methoden der Physiotherapie und erwähnte die Problematik von Studien in diesem Bereich, deren (oft reduktionistischer) Ansatz aus der Pharmaforschung stammt. Aus biophysiologischer und biokybernetischer Sicht gibt es aber keine linearen Reaktionen, und ihre Komplexität lässt sich in solchen Studien nicht adäquat darstellen.
Er sprach im Weiteren über die elementaren Physiotherapiemaßnahmen und erwähnte die Tatsache, dass Bewegung für das Bindegewebe essentiell ist. So erhöht Bewegung gegen Widerstand beispielsweise die Synthese von Kollagen Typ1.
Anhand der Bindegewebsmassage, die vegetative Umstimmung und Harmonisierung zum Ziel hat, betonte er die Wichtigkeit einer richtigen Dosierung bei der Behandlung. „Eine therapeutische Herausforderung stellt die Dosierung der manuellen Griffe in den einzelnen Verschiebeschichten und Gewebeabschnitten dar und lässt die Komplexität der Wirkmechanismen auf das neurale und myofasziale System erahnen.“
Hier ist eine ständige Bewusstheit und Aufmerksamkeit in Bezug auf den Patienten und die manipulierten Hautabschnitte erforderlich. Und auch eine permanente Selbstreflexion im Sinne von „was kann ich besser machen?“. Dies und die Tatsache, dass Physiotherapie im Rahmen einer systemischen Medizin immer größere Bedeutung erlangt, macht es notwendig, auch die Ausbildung der Therapeutinnen und Therapeuten zu optimieren.
Seit 2009 wird in der Bundesrepublik Physiotherapie fakultativ als Studium angeboten, sie sollte aber generell etabliert werden, wie in anderen europäischen Ländern. Eine ausgewogene Mischung von praktischer Ausbildung und theoretischem Selbststudium könnte die Physiotherapie auf ein Niveau bringen, mit dem sie für ihre zukünftigen Anforderungen besser gewappnet ist.
Hier finden Sie noch ein Interview mit Prof. Dr. Thomas Wolf über die Bedeutung der Matrix-Rhythmus-Therapie in der Physiotherapie: